Lina entwickelt immer mehr Autonomie. Dabei hat sie per se erstmal vor nichts Angst. Insbesondere nicht vor Höhe oder Geschwindigkeit. Auf dem Spielplatz klettert sie überall hoch, keine Rutsche ist zu steil, kein Karussell zu schnell, keine Schaukelbewegung zu weit. Es macht ziemlichen Spaß mit Lina auf dem Spielplatz zu sein, insbesondere seit wir den Spielplatz im Bresgespark für uns entdeckt haben. Dieser ist nur wenige Minuten mit dem Rad von uns entfernt und liegt am Nordrand des Bresgespark zwischen kleinen Hügelchen, die ihm den Anschein von Teletubbie-Land geben. Natürlich kann man Lina nicht allein toben lassen und muss immer in der Nähe sein. Insbesondere Rutschen geht nur zu zweit: Jemand muss sie beim Hochklettern betreuen und jemand unten entgegennehmen, weil sie sich noch nicht so toll kontrollieren kann und Gefahr läuft, schief zu rutschen oder mit dem Kopf aufzuschlagen. Aber ihr breeeeiiiites Grinsen lohnt den Aufwand. Und Lina ist ein Kind, dass man müdetoben muss. Auf wenn sie im Kindergarten den ganzen Tag schon beschäftigt war, so muss man mit ihr Nachmittags nochmal ne Stunde toben gehen, weil sie sonst unausgeglichen ist. Unser kleiner Garten reicht dafür nicht wirklich aus, insbesondere, weil es ja recht unwirtlich bei uns ist. Leider.
Anfangs hat es gereicht, mit Lina mal ne Runde um den Pudding zu gehen. Aber das hat mich auch irgendwann gelangweilt und nur Laufen ist ja auch nicht wirklich toll für Lina. Zumal bei uns in der Nähe viele Autos oder viel Hundescheisse ist. Und beides verträgt sich nicht mit einer Anderthalbjährigen.
Lina mag es herumgewirbelt zu werden: Hochheben an den Beinen, Richtung Decke werfen, aufs Bett schmeissen und dabei möglichst noch durchkitzeln. Und das alles Kopfüber. Und schnell wieder raufklettern: Aufs Bett, auf den Sessel, auf den Mülleimer, auf ihren Schaukelstuhl, aufs Fußbänkchen… Und das so oft, bis Mama&Papa einen Herzinfarkt bekommen.
So langsam fängt Lina an sich verbal zu äussern und nutzt regelmäßig die gleichen Laute für etwas. So gewöhnt sie sich für mich das „Mama“ an und für Erik entsprechend „Papa“. Und wenn Lina etwas für sich haben will, dann ein bestimmtes „Miiiii Miiiii!“ Ich freue mich schon sehr darauf, mit Lina kommunizieren zu können. Denn ich würde gerne wissen, was sie denkt.
Lina verfolgt meistens einen eigenen Plan. Sie räumt Dinge so hin und her, alsob sie so geräumt werden müssten. Und wenn man dabei ihre Kreise stört, reagiert sie ziemlich unwirsch. Leider kann sie gar nicht verstehen, dass nicht mit allem spielen darf und Mama manchmal recht unwirsch reagiert, wenn Baby die Computermaus entführt. Oder das schnurlose Telefon. Oder dass Mama sehr ungehalten reagiert, wenn Baby am Gasherd die Knöpfe dreht. Insbesondere, wenn der Gasherd so spannend vor sich hinzischt. Dann wirft sich unser hübsches Kind mit schmerzverzerrtem Gesicht auf den Boden und weint gar bitterlich.
Sowieso ist Schränkeausräumen in der Küche ganz ganz weit vorne bei ihr. Und am lustigsten findet sie es, im Katzentrinkwasser zu plantschen. Was die drei Katzen übrigens gaaaar nicht toll finden.
Noch beliebter bei Lina ist es, Dinge zu schieben. Von unserer Vermieterin hat Lina einen abgelegten Puppenbuggy ihrer Enkelin bekommen. Diese spielt lieber mit der zughörigen Puppe. Lina findet es aber ganz doll toll, mit dem Wagen herumzuschieben. Da muss nicht mal ne Puppe/Teddy drinsitzen. Hauptsache schieben. Vorteil an der Sache ist, dass der Wagen rappelt und ich immer höre, wo Lina sich gerade befindet. So kann ich sie in aller Ruhe auf dem Innenhof rumpeesen lassen – natürlich bei geschlossenem Hoftor. Das ist sehr lästig, aber ziemlich nötig.
Linas Tobedrang kennt auch unterwegs kein Halten: mit Vorliebe befreit sie sich aus allen möglichen Gurten, mit denen sie auf Sitzen festgeschnallt ist. Im Kinderwagen ist das ja noch in Ordnung, weil man sie dort gut im Blick hat. Im Auto ist das schon lästiger, aber nicht so schlimm. Aber dass die kleine Krabbe sich nun auf auf dem Fahrradsitz freimacht, ist nicht lustig. Da habe ich einfach Angst, dass sie sich (im Sinne des Wortes) hinterrücks vom Gepäckträger stürzt. Ich muss da mit Tricks arbeiten, damit sie nicht zum Entfesslsungskünstler wird.
Lina ist ein wirklicher Vielfrass: Sie isst erstmal alles, was man ihr anbietet. Aber einige Dinge isst sie noch lieber als andere. Normalerweise mag sie nach wie vor frisches Brot und dazu Wasser. Und beides in erstaunlichen Mengen. Darüberhinaus liebt Lina Schokolade (sie hat inzwischen zielgerichtet herausgefunden, in welcher Schublade des Sideboard die Schoki versteckt ist). Und Pommes. Und Rührei. Und naürlich Nudeln. Und Kartoffeln. Und eigentlich alles, was der Papa so isst. Und zusätzlich ist es ja noch so, dass ich sie immernoch morgens und abends stille. Das ist zwar keine vollständige Mahlzeit mehr, aber Lina freut sich immer sehr, wenn es ans Stillen geht und mir schadet es ja nicht. Aber so langsam sollten wir uns das abgewöhnen.
Lina ist also gewappnet für ein Leben voller weiterer Abenteuer.
Vonwegen im Auto sich von Gurten befreien und lästig, aber nicht schlimm: http://www.youtube.com/watch?v=DO596QcInEg
Ich würd sagen, im Auto nicht angeschnallt ist gleichschlimm wie auf dem Rad…
Natürlich sollte ein Kind im Auto nicht unangeschnallt sein. Aber wenn sie sich im Auto losrödelt und dann aus dem Sitz krabbelt, fällt sie nicht tief. Wenn sie vom Fahrradsitz springt, dann tut sie sich richtig weh. Nur um diesen Umstand geht es mir. Das Kind gehört generell angeschnallt.
Zur Zeit muss man sie auch noch im Kinderwagen anschnallen, weil sie auch hier gerne das Weite sucht.