20 AprStraßennamen

In Mönchengladbach und anderswo diskutiert man zur Zeit mal wieder die Benennung von Straßen zum Gedenbken an „verdiente“ Menschen. Aktueller Aufhänger ist die „Lettow-Vorbeck-Straße“. Lettow-Vorbeck war ein General im ersten Weltkrieg, dessen Verdienst darin bestand, sich im zweiten Weltkrieg nicht von den Nazies vereinahmen zu lassen. Von diesem Einzelfall abgesehen, den ich nicht in Gänze beurteilen mag, habe ich eine generelle Meinung zu diesem Themenkomplex:

Ich halte es generell für bedenklich Straßen nach Menschen zu benennen. Denn erstens weiß man nie so genau, was jemand noch alles so auf dem Kerbholz hat. Da stellt sich der verdiente Geistliche nach Jahren als Kinderschänder heraus. Oder der angesehene Politiker als bestechlicher Steuerhintrezieher. Oder der Dichter als Drogendealer.

Und zweitens sind Straßennamen mit Namen drin häufig sehr umständlich zu schreiben. Wenn man an so einer Adresse wohnt, ist es ziemlich lästig jedes Mal zu erklären, wie der Name denn nun richtig geschrieben wird. Insbesondere sind die Straßennamen sehr lang: „Annette-von-Droste-zu-Hülshoff-Straße“ ist zum Beispiel eine echte Strafe, weil es in keine Formular passt. Ich habe ein paar Jahre in einem Büro in einer „Marie-Calm-Straße“ gearbeitet und bin auf Dauer wahnsinnig geworden, weil man am Telefon den Namen immer Buchstabieren musste.

Dagegen finde ich klassische Namen, die dann ein Viertel ergeben, viel schöner: Zum Beispiel ein Handwerkerviertel (Schreinerstraße, Tischlerweg, Zimmermannstraße…) oder nach Tieren (Forellenweg, Heringstraße…) oder nach Pflanzen. Solche Namen kann man sich merken, nicht viel verkehrt schreiben, sind zeitlos schön und haben kein Geschmäckle. Und solche Viertelbildung durch Straßennamen vereinfacht es auch, sich die Gegend zu merken, wo die Straße liegt.

Und weil wir schonmal beim Thema sind. Hier nochmal die  kleine „Grammatik der Straßennamenrechtschreibung“:

Straßen mit Ortsnamen:
Egal, ob eine Straße so benannt ist, weil sie zu einem Ort führt oder einfach an ihn erinnern soll. Der Ortsname steht getrennt. Also „Berliner Straße“, „Helsiniki Platz“ oder „Rheydter Straße“.

Straßen mit Personennamen:
Diese Namen werden heutzutage mit Bindestrich geschrieben: „Marie-Curie-Straße“, „Olof-Palme-Platz“ oder „Richard-Wagner-Straße“.
Früher wurden Straßen oft aber zusammen geschrieben: „Goethestraße“, „Brucknerallee“ oder „Stresemannstraße“.

Straßen mit Berufsbezeichnungen:
Diese Namen werden zu einem Wort zusammengefasst: „Färberstraße“, „Webergasse“ oder „Pastorsweg“. Genauso verhält es sich mit Naturnamen: „Buchenweg“, „Rosenstraße“ oder „Baumschulweg“.

Straßen mit Adjektiven:
Hier wird wieder getrennt: „Alter Markt“, „Schwarzer Weg“ oder „Krumme Timpe“.

Ich hoffe, dass die Systematik der Rechtschreibung nun allen klar ist und ich nie wieder eine Adresse wie „Stuttgarterstraße 33“ lesen muss.

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