10 JulDas Ende einer Ära

Leider endete vor einigen Tagen eine Ära in meinem Leben. Ich muss meinen heiss und innig geliebten, aber inzwischen sehr abgeschnubbelten SEAT Toledo abmelden. In erster Linie, weil der Wagen nur eine rote Umweltplakete hat (immerhin). In zweiter Linie ist der Wagen aber leider auch einfach aufgebraucht. Viele Kleinigkeiten funktionieren einfach nicht mehr so, wie sie sollten. So gehen die Seitenfenster vorne nicht mehr auf. Die Tachobeleuchtung ist ausgefallen. Die Zentralverriegelung funktioniert nur noch im Schloss an der Beifahrerseite. Diverse Zierleisten haben sich gelöst. Der Auspuff klappert. Die Klimaanlage ist nicht mehr gefüllt.

Der Seat ist von 1998 und er ist seit dem Jahr 2004 in meinem Besitz. Zufälligerweise bekam ich ihn exakt an meinem 32. Geburtstag. Damals habe ich noch in Saarbrücken gearbeitet. Also hat das Auto mich wirklich sehr sehr lang begleitet. Und eigentlich gab es nur eine größere Panne: Mir ist exakt ein Jahr danach (auch wieder auf meinem Geburtstag) auf dem Weg nach Mönchengladbach mitten in einer Baustelle der Gasbowdenzug aus der Verankerung im Gaspedal geflutscht. Sehr unschöne Situation. Aber ADAC konnte mir dort weiterhelfen.

Bis ich den Toledo bekam, habe ich einen dunkelblauen Passat gefahren. Dieser ist an einem kalten Dezembermorgen mal vom nachfolgenden Verkehr kalt verformt worden: Als ich an einem Zebrastreifen ein paar Kinder passieren liess, hat mich jemand übersehen und ist in mich reingerauscht. Zum Glück ist nichts weiter passiert und der auffahrende Audi hat mehr Schaden davon getragen, als mein Passat. Aber aufgrund des Alters war dieser dann ein wirtschaftlicher Totalschaden. Der Wagen ist übrigens nach Polen verkauft worden…
Irgendwann hatte ich meinen Vater gebeten, doch ein Auto für mich zu kaufen – von meinem Geld! Und dabei ist halt der SEAT rausgekommen. Der Toledo war noch nie ein Augenschmaus oder Ausbund an Ästhetik. Aber der Wagen ist preiswert, verbraucht wenig Diesel, hat einen guten Durchzug und eine enorme Zuladung. All die Jahre bin ich ihn gern gefahren.
Im Lauf der Zeit sind einige Dinge kaputt gegangen. Aber das war immer nur der normale Verschleiss (Bremsen, Bremsscheiben, Achsmanschetten…) und nie wirklich größere Schäden wie zum Beispiel Getriebe oder Motor. Und dann war da ja noch die Geschichte, wie ich auf dem Weg nach Berlin meinen Auspuff verloren habe…

Also eigentlich ein grundsolides Auto. Bisher auch nicht sonderlich rostanfällig, aber an einigen Stellen (Türkanten…) fängt er ein wenig an zu blühen.

Alles in allem wurde es also eh Zeit für ein neues Auto. Aber trotzdem ist es ärgerlich, dass ich den Wagen jetzt ziemlich schnell wegen der blöden Umweltplakette abstossen muss. Was natürlich beim Verkauf auch hinderlich sein wird. Irgendwie ist das kalte Enteignung. (An dieser Stelle kann man sich einen Haufen wüster Beschimpfungen an unsere Regierung denken)

Und dann war da noch die Geschichte mit dem Kennzeichen. Denn ich habe irgendwann mal das vordere Kennzeichen verloren. Ich weiß nicht, ob es mir gestohlen wurde, oder ob ich es einfach verloren habe, weil ich irgendwo gegen gefahren bin. Zu jenem Zeitpunkt war bitterer Frost und Schnee und wahrscheinlich bin ich vorne in eine Schneewehe gefahren. Auf jeden Fall war es ein ziemliches Theater: das Kennzeichen ist nun für 10 Jahre gesperrt und ich habe ein komplett neues bekommen. Natürlich muss man das selber zahlen. Und dann ist es noch auf dem Postweg fast verloren gegangen.

Und nicht zuletzt erinnert der Wagen mich an meinen Papa. Die Winterreifen waren sein letztes Geschenk an mich – zu Weihnachten. Seine Art mir seine Zuneigung zu zeigen war, sich um mein Auto zu kümmern. Also Ölwechsel und weitere Reparaturen. Größere waren ja nicht notwendig. Deshalb geht mit diesem Auto ein sehr langer und wichtiger Abschnitt in meinem Leben zuende.

Aber jedem Ende wohnt auch ein neuer Anfang inne. So habe ich nun einen feinen karibikblauen Focus – er hat ungefähr die Farbe eines Autobahnhinweisschildes. Lina hat ihn schon erobert, indem sie wild darin herumkletterte und alle Knöpfchen gedrückt hat. Und drolligerweise ist mein neues Auto sogar gute drei Monate älter als mein Altes. Den Wagen habe ich glücklicherweise von einem Bekannten übernommen, der diesen sehr sehr gut gepflegt hat. Und ich habe nun wirklich ein MG-Kennzeichen.

Der Toledo steht inzwischen in Kempen an einer viel befahrenen Straße und vielleicht will ihn ja jemand haben. Meine letzte Fahrt damit habe ich inständig genossen. Abschied nehmen ist nach fast zehn Jahren wichtig. Deshalb auch dieser ausführliche Eintrag.

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