Solange die Eindrücke noch recht frisch sind und ich alles einigermaßen in die richtige Reihenfolge kriege, schreibe ich mal auf, was mir seit März so alles passiert ist und warum ich zwischendurch richtig schlecht gehört habe.
In diesem Beitrag kommen ein paar ekelige Details vor. Wer da empfindlich ist, möge woanders weiter lesen.
Aber der Reihenfolge nach. Am ersten Märzwochenende habe ich eine kleine Erkältung erwischt. Ich hing in den Seilen und habe beschlossen, Montags nicht ins Büro zu gehen. Das war mein erster Krankheitstag seit meiner Rückkehr aus der Elternzeit. Also seit fast vier Jahren. Mir ging es also wirklich nicht gut. Am Dienstag stand aber eine kleine Dienstreise an, die ich nicht verpassen wollte, weshalb ich arbeiten war und auch nach Düsseldorf gefahren bin. Am Mittwochmorgen ging es mir beim Aufstehen eigentlich gut und ich bin frohen Mutes ins Büro gefahren. Aber mehr oder weniger unterwegs hat mich ein solch plötzlicher Schüttelfrost darniedergestreckt, dass ich nicht hätte mit dem Rad nach Hause fahren können. Zum Glück war Erik noch auf dem Weg zum Kindergarten und hat mich danach abgeholt und in der Druckstraße rausgeworfen. Dort habe ich es knapp ins Bett geschafft und mich dort eingerollt. Erik hat Lina auch aus der KiTa geholt und mich mehr oder weniger gezwungen in die Notaufnahme des Eli zu fahren. Dort hat man mich ein bißchen ausgelacht, mir Blut abgenommen und mich lange warten lassen. Aber dummerweise haben Mittwochs die Ärzte zu. Im Blut erhöhte Entzündungswerte, aber nichts wirklich schlimmes. Also wieder nach Hause. Dazu muss man sagen, dass ich immer weniger Appetit hatte und mir Getränke mit Mühe zugeführt habe. Am Donnerstag dann zum Hausarzt, der mich erstmal krank geschrieben hat. Ich habe mich dann geschont und viel geschlafen. Sehr viel geschlafen. Denn mein geheimes Talent ist, dass ich mich gesund schlafen kann.
Im Laufe der Tage ging es mir immer besser und am Sonntagmorgen war ich so gefasst, dass ich in die Dusche geklettert bin, wo ich inklusive Haarewaschen so richtig heiss geduscht habe. Macht man ja gerne nach überstandener Krankheit um den Dreck abzuwaschen. Leider fand mein Kreislauf das nicht so toll und mir wurde unter der Dusche schon ein bißchen schwummrig. Bin dann aus der Dusche raus und auf dem Weg in den Flur in Ohnmacht gefalle und dabei auf mein Gesicht. Blutende Nase und aufgeschlagene Lippe… nachdem ich dort wach geworden bin, habe ich mich ins Bett geschleppt und habe Erik angerufen. Einer muss sich ja um Lina kümmern und das konnte ich _so_ auf keinen Fall. Habe dann noch ein bißchen geschlafen und Erik hat mich wieder ins Eli geschleppt. Mein Kreislauf war stabil und sonst meine Nase nicht gebrochen. Körperlich ging es mir in den folgenden Tagen immer besser, aber ich hatte nach wie vor keinen Hunger. Irgendwann habe ich dann angefangen, sehr viel Fruchtsaft und Smoothies zu trinken, damit ich nicht ganz vom Fleische falle. Im Lauf der Woche ist der Schnupfen stärker geworden und ich habe Wasser in den Ohren bemerkt, das nicht raus wollte. Also mal wieder die Ohrtuben dicht. Aber dem Rest meines Körpers ging es sukzessive immer besser. Der Hausarzt hat mich am Mittwoch nochmal krank geschrieben. Am Freitagmorgen (wir schreiben den 18.03.2016) bin ich dann in die freie Sprechstunde beim HNO gegangen, damit mir dieser ein ordentliches Nasenspray und Ohrentropfen verschreibt. Denn mit den rezeptfreien Medikamenten würde ich nicht weit kommen.
Kaum habe ich bei der freundlichen HNO Platz genommen und mein Leid geklagt, ignoriert sie schon fast meine Ohren, sondern schaut mir in die Nase und teilt mir mit, dass ich UMGEHEND die HNO-Abulanz aufsuchen sollte, weil sich in meiner Nasenscheidewand ein Abzess gebildet habe. Dieser müsste HEUTE NOCH operativ entfernt werden, weil die Entzündung sonst in die Nasenspitze ziehen würde, die ja aus Knorpel besteht und diese auflösen würde. *schluck*
Daraufhin habe ich Erik angerufen, der in Krefeld alles hat stehen und liegen lassen und nach Rheydt zurück gekommen ist. Ich habe derweil ein Täschchen gepackt und wir sind ins MariaHilf gefahren, weil sich dort die HNO-Ambulanz für Gladbach und Umgebung befindet. Die dortigen Ärzte haben die Meinung der HNO geteilt und wollten mich so bald als möglich unters Messer nehmen. Zwischendurch ist ihnen eingefallen, dass man bei dem Aufwasch mir auch gleich Paukenröhrchen verpassen könne, damit ich bald auch wieder besser hören kann. Einzig die anderthalb Smoothies, die ich mir zum Frühstück gegönnt habe, bremsten uns aus. Denn man soll ja nüchtern zur OP erscheinen. Man stand also quasi mit der Stoppuhr neben meinem Bett und Mittags gegen 13.30Uhr war es dann soweit, dass ich in den OP geschoben wurde. Hatte also gar keine Gelegenheit großartig nervös zu werden. Vorher habe ich meinen Körper noch von den Piercings und Ohrringen befreit – man weiss ja nie.
Von der OP selber weiss ich natürlich nichts. Irgendwann war ich dann im Aufwachraum. Und mir war schrecklich schrecklich kalt. Ich habe gezittert wie Espenlaub. Dann schob man mich in mein Zimmer – zum Glück ein Einzelzimmer – und dort kam ich so langsam wieder zu Bewusstsein. Eine nette Krankenschwester hat mir dann eine zweite Decke gegeben und mir wurde wieder warm. Und bei mir tropfte und suppte es aus allen Löchern im Kopf. Die Paukenröhren erledigten ihren Dienst hervorragend und mir war, als flösse mein komplettes Hirn gleich mit raus. Meine Nase war bis oben hin zu tamponiert und verklebt. Meine Augen geschwollen, die Nase sowieso. Aber ich konnte noch nicht wieder gut hören. Gefühlt sogar schlechter als zuvor. An Essen oder Appetit war gar nicht zu denken. Aber ich hab mir weiterhin literweise Obstsaft in den Körper geschüttet. Die Nacht nach der OP war schrecklich, weil ich nicht in den Schlaf fand. Leider durfte ich auch kein Schlafmittel nehmen, sondern nur Schmerzmittel. Zwar fühlte sich mein Körper wund an, aber pochende Schmerzen oder so hatte ich nicht. Irgendwann hatte ich eine irgendwie geartete Körperstellung gefunden – eher sitzend als liegend. Und dann kamen auch noch die Antibiotika-Tropfe. Am Samstag ging es mir dann peu a peu besser: Lina war in der Nacht auf Samstag bei einer lieben Freundin in Neuss. Erik wollte die Möglichkeit haben im Notfall direkt ins Krankenhaus zu kommen. Mittags kamen die drei dann zu mir ins Zimmer. Und Lina war anfangs total verschreckt. Nachvollziehbar. Die sonst so starke Mutter auf einmal schwach und beteutelt und entstellt. Nachdem alle abgezockelt waren, hat Erik seine Hausarbeit erledigt und berichtete, dass Lina um mich gejammert hätte. Aber als die beiden dann am Nachmittag nochmal vorbei kamen, war Lina besserer Laune und hat sich im Krankenhaus auch schon heimischer gefühlt. Die Nacht war entspannter, ich durfte auch ein Schlafmittel nehmen und habe endlich wieder erholsam geschlafen. Am Sonntag wurde mir dann die Tamponade gezogen. Ein sehr ekeliges Gefühl und erstaunlich, wie viel Material in so einem Christine-Kopf Platz gefunden hat. Erstmal konnte ich wieder durch die Nase atmen! Ganz neue Dimensionen!!! Dazu dann Panthenolsalbe mit einer Spitze drauf, die ich mir seitdem ständig in die Nase schmiere.
Ich musste dann noch bis Mittwochmorgen im Krankenhaus bleiben. Zum Einen zur Beobachtung, zum Anderen, weil ich ja noch weiter Antibiotika zu bekommen hatte, die mir lustig in den linken Arm flossen. Dreimal am Tag. Meistens ziemlich schnell. Aber je länger der Zugang lag, desto länger dauerte der Vorgang. Den Rest an Antibiotika bekam ich dann per Tablette mit nach Hause. Also erstmal wieder Heimschläfer.
Die Zeit im Krankenhaus war zum Teil langweilig. Anfangs panisch, aber irgendwann habe ich es genossen, dass ich mich um nichts zu kümmern brauchte und ein bißchen gelesen und für Lina einen Schal gestrickt. Erik konnte zum Glück ein paar Tage Urlaub nehmen und somit die Versorgung von Lina übernehmen. Das hat alles ziemlich reibungslos geklappt.
Am Donnerstag dann wieder zur HNO, die mich noch ne Woche krank geschrieben hat. Wir schreiben jetzt Gründonnerstag und ich solle nach Ostern wieder vorstellig werden. Im Laufe der zwei Krankheitswochen habe ich fast fünf Kilo Gewicht verloren und kratzte hart daran, unter 60kg zu fallen. Meine Haut hing an mir herunter wie an einem dehyrierten Shar-pei-Welpen. Alles nicht schön. Aber ich war wieder fitter und so langsam kehrte auch eine gesundere Gesichtsfarbe zurück. Am Karsamstag habe ich mich dann nach Beelen aufgemacht, damit Oma ihr Enkelkind wieder verwöhnen kann. Und ich brauchte nach wie vor meinen Mittagsschlaf. Montags dann wieder zurück. Am Dienstag wieder zur HNO, der mein Heilungsverlauf gefiel und mich für Donnerstag wieder gesund geschrieben hat.
Den Donnerstag im Büro hätte ich mir auch schenken können, weil ich nicht viel auf die Reihe gekriegt habe. Ich brauchte noch den Freitag und das Wochenende, um wieder einigermaßen auf den Damm zu kommen. Mit jedem Tag ging es mir besser! Trotzdem brauchte ich noch viel Schlaf.
Und meine Paukenröhrchen. Normalerweise bekommen ja Dreijährige Kinder die Paukenröhrchen einesetzt. Dabei handelt es sich um ganz kleine Röhrchen, die ins Trommelfell eingesetzt werden. Dadurch kann dann der Schmodder, der sich hinter dem Trommelfell angesammelt hat, nach aussen abfliessen. Die bleiben nun ein paar Monate darin und fallen entweder von allein raus oder werden entfernt. Die ersten beiden Wochen suppte es nachts noch aus den Ohren raus. Nun sind beide Ohren trocken. Beim rechten dauert es alles ein bißchen länger als beim linken Ohr. Inzwischen sind auch meine Ohrtuben – also die Verbindung zum Rachen – wieder frei, was zu komischen Effekten führt: Wenn ich tief einatme, dann wird es kalt in den Ohren, weil auch daher Luft einzieht. Es hat lange gedauert, bis ich wieder normal hören konnte. Noch jetzt bin ich nicht wieder auf dem Level von vorher angekommen und ein paar Frequenzbereiche fehlen mir. Zwar sind meine Mittelohren nun frei von Flüssigkeit oder Entzündung. Aber das Trommelfell muss um das Röhrchen herum erst wieder eine gewisse Spannung aufbauen, damit es wieder vernünftig schwingt. Also weiterhin abwarten. Darüberhinaus höre ich meine eigene Stimme sehr unschön und störend beim Sprechen. Und wenn ich etwas esse, dann sind die Geräusche in meinem Kopf so laut, dass ich nichts anderes wahrnehmen kann. Aber es wird von Tag zu Tag besser.
Irgendwann wollte ich wieder meinen gewohnten Sport aufnehmen und habe mich mutig auf die Powerplate gestellt. Das klappte eigentlich sehr gut, bis mir irgendwann ziemlich schwindelig geworden ist. Zuerst habe ich das auf meinen Kreislauf geschoben. Aber Blutdruck und Puls waren stabil. Bis ich auf die Idee gekommen bin, dass mein Gleichgewichtssinngestört ist: Im Mittelohr herrschen nun andere Druckverhältnisse und daran muss sich mein Gehirn erstmal gewöhnen. Also schweren Herzens die Powerplate nicht nutzen. Andere Bewegungen wie Radfahren oder so fallen mir aber nicht schwer. Inzwischen bin ich körperlich wieder hergestellt. Aber ich merke im Studio, dass meine Kraft noch nicht wieder zu 100% da ist. Aber das kommt wieder und zum Glück schneller, als es dauerte die Muskeln zum ersten Mal aufzubauen.
Ansonsten darf ich wegen der offenen Trommelfelle vorerst nicht schwimmen gehen. Was nicht weiter tragisch ist. Aber ich darf auch nur mit Ohrstöpsel Haare waschen. Was ziemlich umständlich ist, zumal meine Haare ja sowieso nicht so einfach zu waschen sind. Das ist immer ein größreres Unterfangen. Und seit dem Kreislaufdebakel habe ich auch ein bißchen Bammel davor, mir die Haare zu waschen. Aber da muss ich jetzt erstmal durch und das ist ja auch endlich.
Update des weiteren Verlaufs hier.